Schüler des OHG in Beit Jala

Bericht über einen Tagesausflug der Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums am 31. Mai 2016 nach Beit Jala anlässlich ihrer Schulpartnerschaftsreise vom 27.5. bis 2.6.2016 nach Ganey Tikva.

Beit Jalas Bürgermeister Nicolas Khamis:
Schüler-Einladung steht!

Sie lebten fünf Tage bei ihren Gastfamilien in Ganey Tikva, wanderten in gleißender Hitze auf die Felsenfestung Masada, trieben schwerelos im Toten Meer und streiften durch die Altstadt Jerusalems: 14 Mädchen und sechs Jungen des Otto-Hahn-Gymnasiums Bensberg gewannen bei ihrem elftägigen Schüleraustausch in Israel im Frühjahr einzigartige Eindrücke. Auf ihrer Tour besuchten die Jugendlichen auch Beit Jala, die zweite Partnerstadt Bergisch Gladbachs im Heiligen Land. Der Städtepartnerschaftsverein sprach darüber mit Boris Couchoud (40), einem der drei begleitenden Lehrer.

Besichtigungstour mit besonderen Einsichten
In Beit Jala wurden die 14- bis 17-jährigen Schüler mit einer konträr anderen Wirklichkeit des Nahen Ostens konfrontiert: mit arabischer Lebensweise und dem israelisch-palästinensischen Konflikt. Im Reiseblog* heißt es zu dem Ausflug: „Ab 9:30 sind wir mit dem Bus in das palästinensische Gebiet aufgebrochen. Zuerst waren wir in unserer Partnerstadt Beit Jala. In Beit Jala wurden wir freundlich vom Stadtratmitglied und Studenten aus dem Jugendparlament im Bürgermeisteramt in Empfang genommen.“

Mitarbeiter des Bürgermeisters informierten die deutschen Gäste über den Alltag in der Stadt. Ein Thema, das an Mauerbau und Landnahme durch die Israelis nicht vorbeikommt, verdeutlicht auf geografischen Karten. Danach ging es vom Konferenzraum hinaus ins Leben, auf eine Besichtigungstour durch Beit Jala. Der Trip führte auch zu einem Gebäude auf einer Anhöhe am Stadtrand. Über das nicht fertig gestellte Haus hatten israelische Behörden einen Baustopp verhängt, die Möglichkeit zur Schaffung von Wohnraum blieb
ungenutzt. Nur warum? Die Reiseleitung erklärte, dass die Hausbewohner nicht in eine nahegelegene jüdische Siedlung blicken sollten.

Wie fühlen sich Palästinenser, wenn sie nicht duschen können?
Für Bestürzung sorgten Berichte von vier Mitgliedern des Jugendparlaments über das Leben unter der Besatzung. Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und der Wunsch auszuwandern prägten den Alltag vieler junger Palästinenser, berichteten sie. Was es bedeutet, wenn die Israelis den Bürgern tagelang das Leitungswasser abdrehen, noch dazu im schweißtreibenden Hochsommer, das ging den Jugendlichen aus Bergisch Gladbach buchstäblich unter die Haut. Woher nehmen die Palästinenser dann ihr
Trinkwasser, wie fühlen sie sich, wenn sie nicht duschen können? „So nah hatten unsere Schüler wohl noch nie der bitteren Lebenswirklichkeit von Gleichaltrigen gegenübergestanden“, erinnert sich Boris Couchoud.

Weiter ging’s in die Nachbarstadt Bethlehem. Mit der Geburtskirche und der angrenzenden Katharinenkirche besichtigten die Schüler eine der bedeutendsten Stätten des Christentums im Heiligen Land. Nach so viel Kultur war der Hunger groß, eine lange Pause mit Pizza und Falafel stand an. „Nachher sind wir mit dem Bus wieder durch die Grenze in das israelische Gebiet gefahren und haben dort die Möglichkeit gehabt, auf dem Jehuda- Markt einzukaufen“, bloggten die Schüler vom Ausklang des Tages.

Außen flapsig, innen nachdenklich
Die tiefen Eindrücke ihrer Nahostreise haben den Jugendlichen ganz neue Horizonte erschlossen, ist Couchoud sicher. Aus dem bisweilen flapsigen Blog lässt sich das nicht herauslesen, wohl aber aus den nachdenklichen Gesichtern und angeregten Gesprächen unterwegs. Manchmal kommt die Bestätigung auch von ganz unerwarteter Seite. Eine Mutter überraschte kürzlich Couchoud mit dem Hinweis, die schon länger zurückliegende Klassenfahrt ihrer zwei Söhne nach Israel sei „das wichtigstes Ereignis der ganzen Schulzeit“ gewesen.

„Stärkere Berücksichtigung Beit Jalas wünschenswert“
Für 2017 plant das Otto-Hahn-Gymnasium eine weitere Nahost-Fahrt, wieder mit Schwerpunkt auf Ganey Tikva und einem Abstecher ins Westjordanland. Zwar steht die mehrfache Einladung von Beit Jalas Bürgermeister Nicolas Khamis im Raum, sich beim nächsten Mal mehr Zeit in der palästinensischen Partnerstadt zu nehmen. Doch daraus dürfte vorerst nichts werden. „Eine stärkere Berücksichtigung Beit Jalas durch einen Schüleraustausch ist wünschenswert, aber gegenwärtig leider nicht zu leisten“, sagt Boris Couchoud. „Es müssten zwei getrennte Fahrten in die beiden Partnerstädte angeboten werden – eine nach Ganey Tikva und eine nach Beit Jala. Dafür fehlen die Kapazitäten.“ Doch wer weiß, was die Städtepartnerschaft künftig noch möglich macht? Im Heiligen Land kann der Glaube schon mal Berge versetzen … (JB)

*Siehe Reiseblog unter www.israelfahrt2016.blogspot.de, erstellt von mitreisenden
Schülerinnen und Schülern.

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