Beit Jala

Palästina, besetztes Land

Beit Jala liegt zwischen Bethlehem und Jerusalem im Südwesten des Westjordanlands. Die Stadt hat wegen der israelischen Trennmauer zum gesamten palästinensischen Territorium 65 Prozent ihres Gebietes verloren; im Cremisan-Tal wird der Mauerbau derzeit fortgeführt. Das Westjordanland ist mit 5.655 qkm etwa doppelt so groß wie das Saarland, das kleinste deutsche Bundesland. Zusammen mit Gaza bildet es die Palästinensischen Gebiete. Seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 ist das Westjordanland von Israel besetzt. Ein Teil steht seit 1994 unter palästinensischer Verwaltung. Ramallah ist Sitz der palästinensischen Autonomiebehörde. Das Land wird von 2,4 Millionen Arabern und ca. 500.000 israelischen Juden (inklusive Ost-Jerusalem) bewohnt. Die jüdischen Bewohner leben in rd. 355 hermetisch umschlossenen Siedlungen und ihren Außenposten über das Westjordanland verteilt, schwerpunktmäßig um Ost-Jerusalem herum. Das heutige Palästina umfasst das biblische Judäa und Samaria.

Geschichte und Alltag

Beit Jala ist eine der ältesten Städte Palästinas. Sie liegt ca. zwei Kilometer östlich von Bethlehem und zehn Kilometer südlich von Jerusalem in der Westbank. Der Name Beit Jala kommt aus dem Aramäischen und bedeutet „Grasteppich“.

Die Stadt hat ca. 12.000 Einwohner. 60 Prozent sind Christen, 40 Prozent Muslime. Der Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin muss christlicher Konfession sein, besagt das Gesetz. Nicola Khamis, seit Ende 2014 im Amt, stattete Bergisch Gladbach im September 2015 seinen ersten Besuch ab.

Das Ortsbild wird von zwei griechisch-orthodoxen Kirchen, einer römisch-katholischen und einer evangelischen-lutherischen Kirche geprägt. Hinzu kommen zwei Moscheen.

Wichtigster Erwerbszweig ist die Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Oliven, Aprikosen und Wein. Das Salesianerkloster Cremisan ist das größte Weingut der Region und exportiert auch nach Deutschland. Außerdem werden in Beit Jala Bausteine, Textilien, Möbel, Medikamente und Zigaretten hergestellt. Auch der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, leidet allerdings wie das gesamte Erwerbsleben erheblich unter den politischen und ökonomischen Einschränkungen.

Durch den Bau von drei israelischen Siedlungen (Gilo, Har Gilo und Giv’at Hamatos), den Bau einer Siedlungsstraße und die Ausweitung des Stadtgebiets von Jerusalem hat Beit Jala seit 1967 ca. 60 Prozent seines Stadtgebietes verloren.

100.000 Menschen, die aus Beit Jala stammen, leben zurzeit im Ausland, viele davon in Chile und Argentinien.

Beit Jala ist außer mit Bergisch Gladbach (2010) mit Jena (2011), Aubervilliers in Frankreich und Trento in Italien städtepartnerschaftlich verbunden.

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Foto: Eindrücke aus Beit Jala – Nonnenkloster Hortus Conclusus, südlich von Bethlehem.

Interessante Websites

Was Sie über Beit Jala wissen müssen
Kurze Darstellung zur Geschichte, von Axel Becker
http://in-gl.de/2011/01/09/beit-jala/
pdf

Stadt Bergisch Gladbach – Partnerstädte
www.bergischgladbach.de/staedtepartnerschaften.aspx

Mehr Link-Tipps

Tagestouren rund um Beit Jala

Als Ausgangspunkt zur Erkundung von Beit Jala und von Ausflügen im Westjordanland und zum Beispiel nach Jerusalem bietet sich Abrahams Herberge an, das Gästehaus der Evangelisch-Lutherischen Kirche für Reisende im Heiligen Land. Das Drei- bis Vier-Sterne-Haus im orientalischen Stil liegt auf einer Anhöhe in der Altstadt. Es wurde 2003 als Zentrum der Begegnung für Juden, Christen und Muslime eröffnet:
www.abrahams-herberge.de

Bethlehem: Die Nachbarstadt Beit Jalas hat weit mehr zu bieten als die 1.600 Jahre alte Geburtskirche Jesu – zum Beispiel gleich nebenan die Katharinenkirche, wo Heiligabend die weltweit ausgestrahlte Mitternachtsmesse gefeiert wird, die Omar-Moschee mit dem belebten Manger-Platz und die pittoreske Altstadt.

Kloster Mar Saba: Eines der spektakulärsten Klöster im Heiligen Land überhaupt! Es wurde im Jahr 478 in der judäischen Wüste gegründet. Über mehrere Etagen schmiegt sich eine Vielzahl größerer und kleinere Gebäude an den Berg.

Hirtenfelder: Hier, am Rande der kleinen Christengemeinde Beit Sahour, sollen die Hirten die himmlische Erscheinung gesehen haben, welche die Geburt Christi ankündigte.

Theodosiuskloster: Vom Heiligen Theodosius gegründet, von den Persern 624 zerstört. Um 1900 begannen griechisch-orthodoxe Mönche mit dem Wiederaufbau.

Nonnenkloster Hortus Conclusus: Liegt südlich von Bethlehem in Artas. Im Klostergarten werden zahlreiche Gemüsearten angebaut.

Salomons Teiche: Spektakuläres Bauwerk, südlich von Beit Jala gelegen. Der Legende nach befanden sich hier die Lustgärten von König Salomon. Die drei in den Felsen geschlagenen Zisternen (Fassungsvermögen: 300.000 Kubikmeter) wurden für die Wasserversorgung Jerusalems angelegt.

Herodium: Nur wenige Kilometer östlich von Beit Jala in der judäischen Wüste gelegen, ließ hier Herodes 37 v. Chr. die Bergkuppe abtragen und eine gewaltige Festung anlegen. 2007 wurde auf halber Höhe sein Grab im imposantem Sarkophag entdeckt. Neben den historischen Sehenswürdigkeiten bietet das Herodium einen atemberaubenden Fernblick – im Osten bis zum Toten Meer/Jordanien, im Westen nach Bethlehem und Jerusalem.

Talitha Kumi: Älteste evangelische Schule im Heiligen Land (1851), fünf Kilometer westlich von Beit Jala gelegen, ein Mädchen-Internat. Der Name bedeutet im Aramäischen „Mädchen, steh auf!“ Heute unterrichtet die Schule Mädchen und Jungen, Christen und Muslime. Träger der Einrichtung ist das Berliner Missionswerk.

Weingut Cremisan: Ist Teil des Salesianer-Kloster. Der Weinverkauf finanziert zum Teil die Berufsausbildung junger Palästinenser. Der voranschreitende Mauerbau durch das Cremisantal nahe Beit Jala droht das Anwesen von seinen umliegenden Weinbergen abzuschneiden.

(Infos aus dem Flyer „Abrahams Herberge“, 3/15)

Foto: Abrahams Herberge bietet einen tollen Blick über die Stadt. (Klick auf Bild für weitere Fotos.)

Die Mauer

Die israelische Trennungsmauer auf dem Gebiet von Beit Jala hat eine Gesamtlänge von 11,7 Kilometer, wovon 2,7 Kilometer gebaut und 9 Kilometer geplant sind (Stand: April 2006). Sie isoliert etwa 45 Prozent von Beit Jalas Fläche. Darin liegen 62 Prozent der gesamten Agrarfläche, 61 Prozent der gesamten freien Flächen und 95 Prozent der gesamten bewaldeten Buschzone von Beit Jala.

Im Juli 2003 hat der Internationale Gerichtshof (ICJ) befunden, dass die von Israel gebaute Mauer illegal ist. Dabei wurden zu Grunde gelegt: Internationales Recht, einschließlich Genfer Konvention, Haager Vereinbarung, Abkommen über Menschenrechte und UN-Sicherheitsratsresolutionen.

Aus der Begründung: Verletzung der Menschenrechte auf Selbstbestimmung, Bewegungsfreiheit, Arbeit, medizinische Behandlung, Erziehung, adäquaten Lebensstandard und Zugang zu heiligen Stätten.

Die Trennungszone ist ein Bruch aller bisher ausgehandelten Friedensabkommen und des Osloer Interim-Abkommens (1995), das sagt: Keine Seite darf Schritte unternehmen oder umsetzen, die den Status der Westbank und des Gazastreifens verändert, bis zu einem endgültigem Ergebnis der laufenden Statusverhandlungen.

 

Gebietsverlust Beit Jalas durch die israelische Besatzung

Die Stadt Beit Jala liegt mit ihrem ganzen Territorium im besetzten Palästina (Westjordanland), jenseits der Waffenstillstandslinie von 1967.

Sie umfasst etwa 14 km².

Ausdehnung der Stadtgrenze von Jerusalem nach 1967

Nach dem 6-Tage-Krieg von 1967 besetzte Israel das Westjordanland. Danach wurde von Israel illegal die Stadtgrenze von Jerusalem in das Gebiet des südlich liegenden Beit Jala ausgedehnt. Dort entstand vor allem die israelische Siedlung „Gilo“, heute ein Stadtteil von Jerusalem mit etwa 40.000 Einwohnern. Durch diese Grenzziehung verlor Beit Jala etwa 22 Prozent seines Territoriums. Heute ist auch der Bau der israelischen Siedlung „Har Gilo“ in Beit Jala im Gang.

Bau von Siedlungsstraßen und der Trennungsmauer in Beit Jala

Durch den israelischen Bau von Siedlerstraßen und die Konstruktion der acht Meter hohen Trennungsmauer um das bebaute Kerngebiet von Beit Jala sollen künftig etwa weitere ca. 43 Prozent des Stadtgebiets von Beit Jala abgetrennt werden. Das sind vor allem unbebaute Freiflächen für Landwirtschaft und Erholung.

Damit verliert Beit Jala  insgesamt etwa 65 Prozent seines Stadtgebietes.

Die Besitzer dieser Gebiete und die Bauern, die das Land bewirtschaften, werden keinen oder nur sehr beschränkten Zugang dazu haben. Eine ökonomische und ökologische Flächenplanung ist damit für die Stadtverwaltung nicht mehr möglich. Die Bevölkerung von etwa 15.000 Einwohnern ist künftig in der sogenannten A-Zone zusammengedrängt. Sie steht unter palästinensischer Verwaltung. Israelis ist der Zutritt zur A-Zone verboten.

Einige Teile der geplanten Trennungsmauer, die zu diesem Ergebnis führen soll, sind noch nicht gebaut. Besonders im Cremisan-Tal geht es in einer Klage vor israelischen Gerichten um den Mauerbau und seinen zukünftigen Verlauf. Die katholische Menschenrechtsorganisation Society of St. Yves ( www.saintyves.org.il) hat dabei die Rechtsvertretung der betroffenen kirchlichen Einrichtungen der Salesianer und einiger Landeigentümer übernommen.

Bürgermeister Dr. Nael Salman kümmert sich persönlich um diesen lebenswichtigen Vorgang für die Stadt. Er nahm bei der letzten Anhörung vor der israelischen Kammer in Tel Aviv am 12. Februar 2013 teil. So brachte er die Vertreter aus BGl zusammen mit einer juristischen Sachbearbeiterin der Society of St. Yves in Jerusalem am 20. März nach Cremisan, dass sie sich von der Schönheit des betroffenen Gebietes, seiner landwirtschaftlichen Bedeutung und seiner Dimension eine Anschauung machen konnten. Es ist unübersehbar, dass die Absicht besteht, das Land illegal zu annektieren, um den israelischen Siedlungsbau in diesem Bereich fortzusetzen.

Nach der Ablehnung der Klage durch das israelische Gericht wird der Mauerbau wie geplant fortgesetzt. Am 26. April 2013 haben sich die Stadt und die Kirchen in Beit Jala an Papst Franziskus gewandt, und ihn und die Weltöffentlichkeit um Hilfe gebeten.