„Machen wir wieder. Nur nicht nächstes Jahr“

Kulturtage im Zeichen der Städtepartnerschaft:
Was haben sie gebracht, wie geht es weiter?

Gerade hatte sich so mancher Besucher darin eingerichtet, da waren die Deutsch-Palästinensischen Kulturtage auch schon vorbei: die bundesweit erste Programmreihe dieser Art, drei Wochen lang, mit knapp 20 hochkarätigen Veranstaltungen. Was Zahlen allein nicht ausdrücken können, reflektierten die Teilnehmer einer Gesprächsrunde, die sich am letzten September-Sonntag an Konzert und Finissage im Kulturhaus Zanders anschloss. Die Moderation übernahm Suraya Hoffmann, Leiterin des Café Palestine in Köln.

Organisator Heinz-D. Haun vom Städtepartnerschaftsverein Bergisch Gladbach-Beit Jala e.V. fasste beispielhaft zusammen, was die Vielfalt von Kunst, Musik, Poetry, Film und Kulinarik zu einem erfolgreichen Gesamterlebnis werden ließ.

Von Kulturhaus bis Lyrikpfad: Künstler aus Beit Jala
Den Auftakt machte das Filmporträt „Ein Tag in Beit Jala“.  Die vom Partnerschaftsverein in Auftrag gegebene Dokumentation zeichnet ein liebenswertes Bild unterschiedlicher Menschen mit ihren Sorgen und Freuden. In einem weiteren Film, dem herzerwärmenden Kultstreifen „Ein Lied für Nour“, folgten die Zuschauer einem jungen Taxifahrer aus Gaza in die Casting-Show „Arab Idol“.

Dann gab es reichlich Kunst und Literatur direkt aus Beit Jala –  vertreten durch die Künstler Faten Nastas Mitwasi, Bashir Qonqar und Sliman Mansour im Kulturhaus Zanders. Eigens für den Lyrikpfad an der Strunde hatten Jugendliche aus Beit Jala Gedichte verfasst.

Offizielle Persönlichkeiten aus Beit Jala bzw. Palästina waren nach Bergisch Gladbach gekommen: Louba Zeidan, stellvertretende Bürgermeisterin von Beit Jala, und die palästinensische Botschafterin Dr. Khouloud Daibes aus Berlin, die in Beit Jala aufgewachsen ist.

Die Spoken-Word-Künstlerin Faten El-Dabbas (Berlin) und Aeham Ahmad, der „Pianist aus den Trümmern“, präsentierten Poetry, Musik und Literatur mit starkem Palästina-Bezug.

Brücken statt Mauern in Bildern, Tönen, Gesprächen
Glanzlichter, wohin man hörte und blickte: Cross-Over-Projekte wie der deutsch-arabische Chor „Eichenoase“ aus Köln, die musikalische Begegnung von Carmen Daniela und Luca Leonhard mit Mohammad Tamim, die Papierkleider-Präsentation von Ulrike Oeter aus Rösrath. Diese und alle weiteren Veranstaltungen übersetzten den Leitgedanken der Städtepartnerschaft „Brücken statt Mauern“ in Bilder, Töne und Gespräche.

Hat sich der Aufwand gelohnt? „Unbedingt“. „Ruft nach Wiederholung“, war sich die Runde einig. „Wenn auch nicht schon im nächsten Jahr “, ergänzte Haun launig angesichts der erheblichen Vorarbeiten.

Dennoch ist schon die eine oder andere Fortsetzung geplant: Susanne Schlösser, Sprecherin des Freundeskreises Ganey Tikva, und Städtepartnerschaftsvorsitzender Axel Becker erinnerten an die für den 11. November geplante gemeinsame Veranstaltung mit der israelischen Autorin Lizzy Doron in der Stadtbibliothek. Und Haun, bei den Kulturtagen mit der Klangperformance „Die Reise des Ohrs nach Beit Jala“ vertreten, trägt sich mit der Idee einer „Soundbrücke“ ins Heilige Land.

Die Kulturtage: Starker Kontrapunkt zum Dauerkonflikt
Vor allem sei es gelungen, die Städtepartnerschaft mit Beit Jala positiv ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, merkte Besucher Andreas Holz aus Bergisch Gladbach an. Darüber hinaus konnten die Kulturtage einen spannenden Kontrapunkt zu den meist bedrückenden Medienberichten über den israelisch-palästinensischen Dauerkonflikt setzen.

Womit das Gespräch an einem heiklen Punkt war. Moderatorin Hoffmann wollte wissen, ob die Kulturtage politisch waren. „Aber ja, natürlich ist die palästinensische Kunst politisch“, erklärte Georg Becker, Kurator der Ausstellung im Museum Zanders. Aber nicht in Form ideologischer Slogans. „L‘art pour l‘art ist in Palästina nicht möglich, weil knallharte politische Tatsachen das gesamte Alltagsleben unentrinnbar prägen. Auch das Kunstgeschehen.“

Signale nach Beit Jala
Die Kulturtage sendeten wichtige Signale nach Beit Jala. Der riesige Zuspruch der Bergisch Gladbacher Bürger belegt die Anteilnahme am Leben der Menschen in der Partnerstadt. Bei der anstehenden Begegnungsreise Mitte Oktober wollen die Vertreter des Partnerschaftsvereins jene Jugendlichen in Beit Jala treffen, die auf dem Lyrikpfad an der Strunde vertreten sind, und ihnen von dem Event berichten.

Heinz-D. Haun, Jörg Bärschneider

Scroll to top