Ferien vom Krieg in Bergisch Gladbach

Von Fabian Felder
http://in-gl.de/2012/04/22/ferien-vom-krieg/

Ferien vom Krieg“ ist ein Projekt des Kommitees für Grundrechte und Demokratie e.V. in Deutschland. Es bringt  junge Israelis und Palästinenser außerhalb der Grenzen ihrer Länder zusammen in einen Dialog, der anders nicht möglich wäre. In der Tat machen die Teilnehmer Ferien vom Krieg, denn viele von ihnen kennen kein anderes Land als ihr eigenes und bekommen somit die Möglichkeit, „Ferien“ zu machen und dabei mit der anderen Seite ins Gespräch zu kommen.

Dieses Jahr reisen zwei der 1600 Teilnehmer vom letzten Jahr durch Deutschland und erzählen von ihren Erfahrungen mit dem Nahostkonflikt und dem Projekt.

Unter dem Motto „There must be another way“ (= Es gibt einen anderen Weg) erzählen eine junge Israelin, Eliana Almog aus Tel Aviv, und ein junger palästinensischer Arzt, Mohammad Awad aus Ramallah, über ihre Erfahrungen. Am Freitagabend waren sie im Q1 zu Gast.

Eliana erzählte erschreckend und demütig offen von der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Lage in Israel. Sie erfuhr zum ersten Mal mit dreizehn Jahren, dass ihr Heimatland eine Besatzungsmacht im Nachbargebiet ist. Ihre Aufmerksamkeit lenkte sie nun verstärkt auf dieses Thema. Sie könne nicht stolz auf ihr Land sein, sagte sie mehrmals. Dafür sei der Kurs der israelischen Regierung zu sehr darauf fixiert, den Konflikt am Leben zu erhalten, aus welchen Gründen auch immer.

Die Gesellschaft, wie sie findet, hat eine sehr kritische und ablehnende Haltung gegenüber diesem Konflikt und damit auch gegenüber den Palästinensern. „Wir sind ein sehr  rassistisches Land, die Gesellschaft driftet immer mehr nach rechts ab, hinzu kommt der Konflikt mit dem Iran. Es ist sehr gefährlich für Israel momentan, innen- wie außenpolitisch, genau das versuche ich zu ändern. Mir liegt viel an meinem Land und ich möchte es beschützen“, bemerkte sie.

Wir erfuhren von ihr, dass sie, wie jeder israelischer Staatsbürger, in der Armee gedient hatte und sich dort in einen Soldaten verliebte. Als er bei einem Kampfeinsatz im Südlibanon getötet wurde, schwor sie sich, dass er der letzte sein sollte, der in diesem Konflikt sein Leben lässt. Das führte Eliana in dieses Projekt, in dem sie auf Mohammad traf.

Eins muss ich vorweg nehmen: Dieser Abend hat meine Sicht auf die Dinge nochmals geändert und ich habe den Saal mit „There IS another way“ verlassen.

Mohammad bemerkte direkt zu Beginn, dass „dieses Projekt mein Leben von grundauf verändert hat“. Es wurde emotional, als er davon erzählte, wie seine familiären Hintergrunde mit in dieses Projekt spielten und dass er einen persönlichen Antrieb habe, dass sich „einiges grundlegend in Israel und Palästina ändert“. Immer wieder war er selbst sehr ergriffen und ließ uns daran teilhaben, wie sehr in alles, was er bis jetzt erlebt hat, geprägt aber auch motiviert hat, immer weiter zu machen.

Er sagte, er hätte sich nie in seinem Leben vorstellen können, einmal mit einer Israelin befreundet zu sein, geschweigedenn überhaupt zu sprechen. Heute ist sein bester Freund ein Israeli. „Das ist ein Zeichen, das ist symbolisch dafür, dass es einen andere Weg gibt in diesem Konflikt“, sagte er sichtlich bewegt.

Die beiden haben es über alle politischen, ideologischen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg geschafft, ein Zeichen zu setzen für eine andere Sichtweise auf die Dinge, ein Zeichen für den Frieden zwischen Israel und Palästina. In der anschließenden Dialogrunde mit uns zeigte sich, wie sehr die Menschen daran interessiert sind, dass sich die Lage in dieser Region bessert. „Ihr seid heute hier und ihr müsst es in die Welt hinaustragen, damit viele Menschen davon erfahren“, appelierte Eliana an uns. Wir sind „nur Menschen“, zitierte Mohammad einen Freund.

Und weil wir nur Menschen sind und alle in einer freien, demokratischen und friedlichen Welt leben wollen, wird es einen anderen Weg geben, das habe ich den beiden versprochen.

Scroll to top