Freitagnachmittag ging es mit einem Empfang aller Delegationen durch Bürgermeister Lutz Urbach in der Villa Zanders los. Danach war gute Kondition gefragt: Startschuss zum Stadtlauf, gemeinsames Abendessen im Restaurant „Il Mirto“, am nächsten Tag Kunst im Kulturhaus Zanders und Open-Air-Konzert auf dem Konrad-Adenauer-Platz, um nur einiges zu nennen.
Ein Höhepunkt war für die drei Besucher am Samstag die Einweihung des Platzes der Partnerstädte am Bus- und S-Bahnhof. Dass die Wahl auf diesen so zentral gelegenen Kommunikationsort in der Innenstadt fiel, sagt einiges über die hohe Wertschätzung aller Partnerschaften durch die Stadt. Schon am Freitag hatten es sich William und Manal Shaer sowie Dr. Salman nicht nehmen lassen, den im vergangenen Jahr eingeweihten Beit-Jala-Platz zu besuchen. Dabei drückten sie erfreut ihre Beobachtung aus, wie viele Menschen in Bergisch Gladbach ihre Partnerstadt in Palästina kennen oder sie schon besucht haben.
Bei der Einweihung des Platzes der Städtepartnerschaft konnte man Zeuge eines ungewöhnlichen Vorgangs werden: William N. Shaer und Lizy Delaricha gingen aufeinander zu und begrüßten sich. Der stellvertretende Bürgermeister von Beit Jala und die Bürgermeisterin von Ganey Tikva – einfach so. In ihrer Heimat leben die beiden Amtsinhaber kaum eine Autostunde weit auseinander, doch begegnen können sie sich erst am S-Bahnhof in Bergisch Gladbach! Jeder, der die Szene miterlebte, wünschte sich in diesem Moment, dass ein Funke von Bergisch Gladbach in die große Politik überspringen möge, wo Stillstand und Feindseligkeit das Verhältnis beider Völker zueinander bestimmen. Vielleicht schreibt der von Bürgermeister Lutz Urbach enthüllte Richtungsweiser zu den zehn Städtepartnerschaften einmal Geschichte: Als der Ort, wo alles anfing, dass Bürger von Beit Jala und Ganey Tikva miteinander reden …
Entscheidend für die gelöste Stimmung der palästinensischen Besucher aber waren weder das bunte Treiben in der Stadt noch das schöne Wetter. Es waren die mutigen Worte von Urbach, mit denen er die besondere Situation Beit Jalas im besetzten Westjordanland öffentlich ansprach und auch die zuvor entstandenen Irritationen um die Schlüssel-Skulptur, die am Sonntag auf dem neuen Ganey-Tikva-Platz enthüllt wurde, ausräumte:
„Im Vorfeld hat es einige kritische Worte zur Bedeutung des Schlüssels gegeben, da in unserer palästinensischen Partnerstadt der Schlüssel das Symbol für die verlorene Heimat und für die Hoffnung zur Rückkehr darstellt. Aus einem Kunstwerk kann also leicht ein Politikum werden. Dieser Gedanke war weder dem Verein noch dem Rat im Bewusstsein. Der Schlüssel ist schließlich überall in der Welt ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand, mit dem jeder von uns Türen aufschließt und Türen zuschließt. Wir möchten den Schlüssel zur Freundschaft als einen Schlüssel begreifen, der Türen aufschließt.“
Neben dem offiziellen, von der Stadt ausgerichteten Programm hatte der Vorstand des Städtepartnerschaftsvereins einige „Arbeitstreffen“ organisiert. So wurde über die Verschiebung der palästinensischen Kommunalwahlen gesprochen, die ursprünglich für den 8. Oktober angesetzt waren. Der palästinensische oberste Gerichtshof hat den Termin aufgeschoben, weil die Wahlen in Ostjerusalem wegen der israelischen Ansprüche auf ganz Jerusalem nicht stattfinden können, und weil die Hamas in Gaza nicht die kompletten Wahllisten der Fatah zulässt.
Weiterhin ging es um gemeinsame Vorhaben, die schon beim Besuch des Jugendstadtrates von Beit Jala im Juni angesprochen wurden. Zu nennen ist etwa die Fertigstellung des Sportplatzes in BJ, für den in unserer Stadt Spenden gesammelt wurden. Ende September wird er den Jugendlichen zur Verfügung stehen. Es fehlen nur noch Sitzschalen und elektrische Beleuchtung. Bürgermeister Urbach wird sich bei seinem baldigen Besuch selbst überzeugen können. Außerdem ging es um den Bau von Spielgeräten für einen neuen Spielplatz in Beit Jala im Rahmen eines gemeinsamen Workcamps und die Verfertigung kleiner Texte seitens palästinensischer Jugendlicher für den Lyrikpfad in Bergisch Gladbach.
Am Freitag besuchten die drei Gäste die Flüchtlingsunterkunft in Paffrath. Dabei hoben sie ausdrücklich das große Engagement Deutschlands für die Kriegsflüchtlinge anerkennend hervor. In der IGP gab es ein ausführliches Gespräch mit der Schulleitung und interessierten Lehrern über die baldige Errichtung einer Partnerschaft mit einer Schule in Beit Jala. Exakt dieses Thema wird Axel Becker bei seinem aktuellen Besuch in der Partnerstadt vorantreiben.
Hier ein lesenswerter Bericht aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 12.09.2016