Illegaler Mauerbau in Beit Jala wird fortgesetzt

Von Fabian Felder
http://in-gl.de/2016/04/08/illegaler-mauerbau-in-beit-jala-wird-fortgesetzt/

Erneut traurige Nachrichten aus Beit Jala, Bergisch Gladbachs palästinensischer Partnerstadt im Westjordanland: Wie ARD-Tel Aviv Korrespondent Torsten Teichmann unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AFP über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilt, wird die israelische Trennungsmauer aktuell auf dem Stadtgebiet von Beit Jala weitergebaut.

Die Trennungsmauer ist äußerst problematisch im Friedensprozess zwischen Israel und Palästina, wenn nicht gar das Haupthindernis. Große Abschnitte verlaufen völkerrechtlich illegal auf palästinensischem Boden und schneiden somit zahlreiche Städte auseinander und berauben viele Familien und Bauern ihres Ackerlandes.

Reaktionen aus Beit Jala und Bergisch Gladbach

Beit Jalas Bürgermeister Nicola Khamis sagte, dadurch würden immer mehr Menschen, vor allem Christen, aus der Stadt fortgehen. Aktuelle Fotos vom heutigen Freitag aus Beit Jala zeigen das Ausmaß der fortgeschrittenen Bauarbeiten: Die Mauer wird unterhalb der nur für israelische Siedler benutzbaren Umgehungsstraße gebaut, mitten auf Beit Jalas Stadtgebiet und ohne erkennbaren geografischen Sinn, denn ihr Verlauf schneidet eine Straße und das Erholungsgebiet Cremisan von der Stadt ab.

xel Becker, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Bergisch Gladbach – Beit Jala e.V. kommentiert die Vorgänge so: „Welche Verzweiflung  ergreift die Menschen in Bergisch Gladbachs Partnerstadt Beit Jala, wenn sie ohnmächtig zusehen müssen, wie noch am Montag sich die Bagger weiter den Hang hinauf durch die Olivenhaine arbeiten, und wie dann heute die meterhohen Mauerteile aufgestellt werden, wodurch das wunderschöne Cremisan-Tal Beit Jalas für immer verloren gehen wird?! Das macht mich ganz fertig.“

Eine Stellungnahme israelischer Behörden zum Thema war wie so oft nicht zu bekommen.

Revidiertes Gerichtsurteil ebnet Weg für Mauerbau

Beit Jalas stadtplanerische Entfaltungsmöglichkeiten sind ohnehin durch die bereits existierenden Sperranlagen sehr stark eingeschränkt bis unmöglich. Auf der unten stehenden Karte erkennt man gut, wie die Trennungsmauer den besiedelten Teil der Stadt abgrenzt und der Stadt im Grunde die letzten freien Landflächen abschneidet. Mittlerweile verlor Beit Jala mehr als 60% (!) des eigenen Stadtgebietes an die illegalen Landnahmen.

Seit vielen Jahren hat Beit Jala mit den Folgen und Auswirkungen der Mauer auf das Stadtgebiet zu kämpfen. Just vor wenigen Monaten erklärte das Oberste Gericht Israels die Mauer im Tal Cremisan für illegal. Kurz darauf revidierte das Gericht sein Urteil. Dies ebnete offenkundig den Weg für die erneuten illegalen Aktivitäten.

Beit Jala braucht jetzt mehr Unterstützung denn je

Die Gründe für den Mauerbau in Beit Jala liegen ebenfalls im Dunklen: Vor Terroristen aus Beit Jala muss man sich nicht fürchten, denn die Bevölkerung dort besteht überwiegend aus palästinensischen Christen, und der muslimische Bevölkerungsteil der Stadt lebt friedlich mit diesen beisammen.

Vielmehr liegen die Beweggründe der Behörden in strategischen Überlegungen, das Umland der Städte abzuschneiden und Umgehungsstraßen von und nach Jerusalem auszubauen, dessen Stadtgröße die israelische Regierung stets zu erhöhen versucht, indem sie die städtischen Außengrenzen erweitert.

Ein spürbarer Aufschrei der hiesigen, in Freundschaft mit Beit Jala verbundenen Bergisch Gladbacherinnen und Bergisch Gladbacher könnte den Menschen in der Partnerstadt zeigen, dass sie nicht allein sind. Und letztlich geht es darum, den Weiterbau der Mauer zu stoppen.

Im Oktober wird erneut eine Reisegruppe des Städtepartnerschaftsvereins Beit Jala besuchen. Es bleibt abzuwarten, welches Bild sich vor Ort bieten wird. Im Bürgerportal und auf Twitter (hashtag #BJ16) wird es eine Live-Berichterstattung während der Reise geben.

Proteste der Menschen in Beit Jala wird es sicherlich geben und auch unsere israelische Partnerstadt Ganey Tikva und deren Unterstützter sind in der Pflicht, in dieser Zeit der Beschädigung des friedlichen Zusammenlebens der israelischen Regierung Einhalt zu gebieten.

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