Axel Becker verlässt Vereinsvorsitz

„Bleibe Beit Jala für immer verbunden!“

Axel Becker, Pionier der Städtepartnerschaft mit Beit Jala, zieht sich aus dem Vereinsvorsitz zurück – und geht doch nicht so ganz

Von Jörg Bärschneider

Berichte, Aussprache, Wahlen, Dank: Mitgliederversammlungen verlaufen meist nach vorhersehbarem Muster. Nicht so die jüngste Zusammenkunft des Städtepartnerschaftsvereins Bergisch Gladbach-Beit Jala e.V.. Für Axel Becker, den charismatischen Gründer, war es die letzte Sitzung als Vorsitzender. Weshalb auch Bürgermeister Lutz Urbach teilnahm, um Becker für seine Pionierleistung zu danken.

Erfolgreichstes Jahr in der Vereinsgeschichte
Zunächst konnte Becker das wohl erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte bilanzieren. Dafür stehen die Einweihung des Bergisch Gladbach-Platzes in Beit Jala, die Deutsch-Palästinensischen Kulturwochen im vergangenen Herbst, die Film-Produktion „Ein Tag in Beit Jala“ und ein steter Mitgliederzuwachs.

Rückblickend nannte er wichtige städtepartnerschaftliche Begegnungen, die Menschen aus Bergisch Gladbach nach Beit Jala führten – etwa die Reise von Musikern der hiesigen Max-Bruch-Musikschule mit Urbach und Ratsvertretern zum internationalen Kulturfest oder die alljährliche Bürgerreise in den Herbstferien.

Schülerreisen von hoher Bedeutung
Fest im Blick des Vorstands stand und steht die Unterstützung von Schülerreisen in beide Nahost-Partnerstädte. So machte die Reisegruppe des Otto-Hahn-Gymnasiums im Mai von der israelischen Partnerstadt Ganey Tikva aus einen Abstecher nach Beit Jala. „Wir bemühen uns, auch mit der Integrierten
Gesamtschule Paffrath ein solches Austauschprogramm mit beiden Partnerstädten in Gang zu bringen“, unterstrich Becker das Anliegen.

„Wanderer zwischen den Welten“
In puncto Städtepartnerschaft möchte der Verein seine Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Ganey Tikva fortsetzen, der im Bürgermeisterbüro angebundenen ist. Dafür steht die 2018 gestartete Veranstaltungsreihe „Wanderer zwischen den Welten“ mit Persönlichkeiten wie der israelischen Autorin Lizzy Doron, mit Ex-Pfarrer Rainer Stuhlmann (Nes Ammim) und Burghard Schunkert (Lifegate).
Außerdem wird sich der Verein beim Kulturfest im September am Gemeinschaftsstand der Städtepartnerschaften beteiligen.

Becker verwahrt sich scharf
Becker griff in seinem Bericht auch die anhaltenden Angriffe des Ganey-Tikva-Vereins (GTV) gegen den Beit-Jala-Verein (BJV) auf. Anlass bot der aktuelle „Offene Brief“ des GTV an den Bürgermeister. Darin wird Urbach aufgefordert, dem BJV die Zuständigkeit für die Städtepartnerschaft zu entziehen –weil sich dieser
nach Ansicht des GTV antisemitisch geäußert habe. Unter Bezug auf die Presseerklärung des Vereins vom Vortag verwahrte sich Becker scharf gegen den „Vorwurf des Antisemitismus in der Arbeit des Vereins sowie bei seinen Mitgliedern und Vorstandsmitgliedern“.

Hitzige Wortgefechte
In der sich anschließenden Diskussion traten Konfliktlinien auf. Mitglieder, die zugleich dem GTV angehören, ergriffen dessen Partei und forderten eine Erörterung von Streitpunkten, die dieser Verein schon in den zurückliegenden Monaten gegen den BJV und den Bürgermeister vorgebracht hatte. Teils hitzige Wortgefechte kreisten um Inhalt und Moderation der Veranstaltung mit Rainer Stuhlmann, um den BDS-Beschluss des Stadtrates und um den Antisemitismusvorwurf. Eine große Mehrheit der Anwesenden votierte für ein Ende der Diskussion, weil diese hier fehl am Platz und inhaltlich unvorbereitet sei. Heinz-D. Haun vom BJV regte an diesem Punkt eine eigene Veranstaltung zum Umgang mit Antisemitismusvorwürfen an.

Neuer Vorstand
Bei den Vorstandswahlen rückte Haun zum Vorsitzenden auf (32 Ja-, zwei Nein-Stimmen, eine Enthaltung), Jörg Bärschneider ist fortan sein Stellvertreter. Weitere Ämter besetzen Daniela Reuscher (Schriftführerin), Wolfgang Schlebusch (Kassenwart), Gertraude Buß-Völler, Rainald Delille und Dr. Gerald Karich (Beisitzer). Peter Lind, Fabian Felder und Norbert Sprenger werden kooptiert.

Wertvoller Klima-Beitrag
Haun versprach in seiner Antrittsrede die Fortsetzung der bisherigen Vereinsarbeit, schließlich säßen „keine Greenhorns im neuen Vorstand“, sondern in ihren Aufgaben erprobte Personen. Wichtig ist ihm, dass die Städtepartnerschaft zum weltoffenen Klima der Stadt beiträgt. Manches wird sich aber auch ändern: Es gibt nur einen Axel Becker – der neue Vorstand wird künftig verstärkt als Team in Erscheinung treten. „Gleichzeitig laden wir die Mitgliedschaft ein, uns nach Kräften zu unterstützen, Ideen einzubringen und gelegentlich mit Hand anzulegen, etwa durch das Verteilen von Flyern oder die Mithilfe bei Veranstaltungen“, schloss Haun.

„Mr. Axel“: Erfüllt von großer Dankbarkeit
Am Ende dieser MV stand eine kaum überraschende Beförderung: Axel Becker wurde unter großem Applaus zum Ehrenvorsitzenden gewählt. „Ich bin heute nur erfüllt von ganz großer Dankbarkeit und werde dem Anliegen der Städtepartnerschaft mit Beit Jala immer verbunden bleiben“, sagte er. Und niemand widersprach: „Mit 81 Lebensjahren möchte ich auch einmal ein bisschen Ruhestandsgefühl erleben.“ Lutz Urbach, dem die Städtepartnerschaften im Nahen Osten ein besonderes Anliegen sind, sprach „Mr. Axel“, wie Becker in Beit Jala angesprochen wird, seinen „riesengroßen Dank“ für die geleistete Arbeit aus.

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