Aus der Wüste in den Wald

Von Christoph Konkulewski
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Zur Zeit ist eine Gruppe von Schülerinnen und Schüler der IGP – gefördert durch den Landschaftverband (LVR) Rheinland und den Förderverein der Abrahamsherberge – in unserer Partnerstadt Beit Jala. Dort wohnt sie in der Abrahamsherberge. Doch jeden Tag geht es in die Stadt Al Ubiedyeh. Dort betreibt die Abrahamsherberge ein soziales Projekt, das sie „Abrahams Zelt“ nennen. Abraham, der Urvater dreier Religionen soll dokumentieren, dass Mitglieder aller Religionen willkommen sind.

Al Ubiedyeh ist eine der ältesten Städte Palästinas und liegt östlich von Bethlehem, Richtung Totes Meer.

Die Gegend ist strukturschwach und landwirtschaftlich geprägt. In Abrahams Zelt kommen 140 Kinder der Stadt, um zu essen, zu spielen und um schulisch gefördert zu werden. Ein Leiter, drei Lehrerinnen und eine Köchin kümmern sich um die Kinder und in diesen Tagen auch um die Gruppe aus Bergisch Gladbach.

Die Jugendlichen und Kinder lernen sich kennen, indem sie miteinander spielen, in Theaterworkshops gehen oder beispielsweise den traditionellen arabischen Tanz Dhabke erlernen. Jeden Nachmittag gibt es neue Workshops mit anderen Kindern und zum Schluss sogar eine Aktion mit allen zusammen: Mit Fotos und den Unterschriften der Teilnehmer kann jeder seinen oder ihren individuellen Jahreskalender erstellen.

Am zweiten Tag stand als erste besondere Aktion der Besuch des Bürgermeisters aus Al Ubiedyeh auf dem Programm. Die Gäste wurden freundlich mit arabischem Kaffee und Tee begrüßt. Danach ging es zu drei verschiedenen Schulen: Eine Schule für kleinere und behinderte und nichtbehinderte Kinder, danach zogen die Jungen in die Jungenschule, die Mädchen in die Mädchenschule. In muslimischen Ländern werden Mädchen und Jungen traditionell getrennt unterrichtet.

Der Besuch der alten arabischen Stadt Hebron mit den jüngeren Kinder aus dem Abrahams Zelt war ein besonderes Erlebnis. In der Stadt gibt es kaum Touristen und durch die Altstadt ging es dann gemeinsam mit 40 arabischen Kindern zur Abrahams Moschee. Dort nahm die ganze Gruppe in dem riesigen Raum Platz und ließ sich die Geschichte der Moschee erklären, ehe es das gemeinsame Foto vor dem Grab Abrahams gab. Zuvor fragten sich die deutschen Besucher allerdings, warum mitten in palästinensischem Gebiet, in einer palästinensischen Stadt, israelische Soldaten den Zugang kontrollieren.

Am Freitag dann der unbestrittene Höhepunkt unserer gemeinsamen Aktivitäten. Zusammen mit dem Bürgermeister von Al Ubiedyeh, unserem Freund Mohammed, 24 Jugendlichen aus Abrahams Zelt und den 18 Mitgliedern der deutschen Gruppe, ging es durch die Wüste: Durch das Wadi Quelt nach Jericho. Dort dann in das Bananaland, eine Art Vergnügungspark mit Schwimmbad und anschließend in einen weiteren Park, in dem vor allem der Kamelritt und eine riesige Schiffschaukel begeisterten.

Mohammed war in diesen Tagen unser wichtigster Partner und Freund: Er begleitete uns, organisierte und gab uns Tipps für das Verhalten in der palästinensische Welt. Er ist Sekretär von Reverend Jadallah Shihadeh, der die Abrahamsherberge leitet und gleichzeitig Pfarrer der evangelisch lutherischen Gemeinde in Beit Jala ist und damit solche grandiosen Projekte wie das Abrahams Zelt erst ermöglicht.

Das Projekt geht weiter. Für den kommenden Sommer ist der Gegenbesuch geplant. 12 Jugendliche, Mohammed, der Bürgermeister von Al Ubiedyeh und Immad, der Leiter des Abraham Zeltes, kommen nach Bergisch Gladbach. Für die Unterkunft ist das Naturfreundehaus Hardt vorgemerkt – so geht es aus der palästinensischen Wüste in den deutschen Wald.

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