Heinz-D. Haun übergibt den Vorsitz des Städtepartnerschaftsvereins an Stephan Dekker
Um passendes Schuhwerk ging es bei der aktuellen Mitgliederversammlung des Beit Jala-Vereins, um Wanderer zwischen den Welten und eine Ehrenmitgliedschaft. Und um einen denkwürdigen Wechsel im neugewählten Vorstand: Heinz-D. Haun gab den Vorsitz ab, Stephan Dekker übernimmt die Leitung.
Aktuelle Eindrücke aus Palästina
Zunächst zog der bisherige Vereinschef Haun im vollbesetzten Pfarrsaal der Evangelischen Kirche zum Frieden Gottes Bilanz für das dritte Amtsjahr des Vorstands – trotz Corona war da einiges zusammengekommen. Allem voran endlich wieder eine Begegnungsreise. Die 16-köpfige Gruppe war erst drei Wochen zuvor aus Beit Jala zurückgekehrt, so dass Haun aus frischer Erinnerung schöpfen konnte. „Zunehmende Spannungen prägen das Klima im Land“, berichtete er von den vielen Eindrücken unterwegs. Als Beispiel nannte er den Angriff maskierter Siedler auf Palästinenser und ihre israelischen Helfer bei der Olivenernte südlich von Beit Jala während der Reise. Ein Informationsbesuch in der Konrad Adenauer-Stiftung in Ramallah hatte vertiefende Einblicke in die aktuelle Situation im Westjordanland gegeben.
Partnerstadt will mehr Kontakt
Auch eine richtig gute Nachricht brachte Haun aus der Partnerstadt mit: Dort hat sich jetzt ein Arbeitskreis gegründet, der die Kontakte mit unserem Verein und mit Bergisch Gladbach vertiefen möchte. Die Initiative dazu war vom ebenfalls mitgereisten Axel Becker ausgegangen, der den Anwesenden interessante Details darlegen konnte. Besonders erfreulich: Der ehemalige Bürgermeister von Beit Jala, Nicola Khamis, ist mit von der Partie.
Neubeginn im Brückenjahr
Ausführlich würdigte der scheidende Vorsitzende die ersten Früchte der Zusammenarbeit mit dem neugegründeten Ganey Tikva-Verein hier vor Ort. Die gemeinsame Veranstaltungsserie „Wanderer zwischen den Welten“ habe den Menschen gezeigt, „dass man in Bergisch Gladbach sehr wohl freundschaftlich miteinander verkehren kann, auch, wenn man sich Partnerstädten verbunden fühlt, die auf beiden Seiten der Trennmauer liegen.“ Gedankliche Klammer des Programms war das Brückenjahr 2022 zwischen den zehnjährigen Jubiläen des Beit Jala- (2021) und des Ganey Tikva-Vereins (2023).
Hilfe zum Energiesparen aus Bergisch Gladbach
Auch in Beit Jala setzte der Verein Akzente: mit der Finanzierung des Transports für eine ausrangierte Kehrmaschine des städtischen Bauhofs in die Partnerstadt. Maßgeblichen Anteil an dieser Aktion hatte Vorstandsmitglied Stephan Dekker. Seiner Arbeit im Rahmen des bundespolitischen Förderprogramms Engagement Global ist ebenfalls zu danken, dass seit einiger Zeit in mehreren Straßen der Altstadt von Beit Jala und an zentralen Kreuzungen energieeffiziente Laternen mit LED-Technik leuchten.
Trotz Virus ging Vereinsarbeit weiter
Über der zurückliegenden dreijährige Amtsperiode des Vorstands lastete das Corona-Virus, „aber wir haben das Beste daraus gemacht“, führte Haun weitere Projekte auf: ein zweiteiliges Online-Seminar mit Katholischem Bildungswerk und VHS, eine Riesenspende an die Abrahams Herberge, ein Benefizkonzert zugunsten des Altenwohnheims St. Nicolas und eine Spendenaktion für LifeGate.
Teilberichte rundeten das Bild kollegialer Vorstandsarbeit ab: Schatzmeisterin Gertraude Buß-Völler präsentierte einen penibel bilanzierten Vereinshaushalt, Daniela Reuscher fungierte als umsichtige Schriftführerin. Gerald Karich erhielt ausdrückliches Lob für seine profunden Diskussionsbeiträge, Rainald Delille für seine Mitarbeit an der Homepage des Vereins. Apropos: Pünktlich zur aktuellen Versammlung konnte der stellvertretende Vorsitzende Jörg Bärschneider den Relaunch der Webseite vorstellen. (www.gl-beitjala.net)
Große Schuhe, gute Passform
Damit leitete Haun zu seinem selbstgewählten Abschied vom Vorsitz über, verbunden mit einer Reminiszenz an seinen Vorgänger, der seit 2019 die Vereinsgeschicke als Ehrenvorsitzender begleitet: „Ich als Vorsitzender musste in verdammt große Schuhe schlüpfen, die Axel Becker für mich hinterlassen hatte. Es war aber von vornherein klar: Dieses vorgelebte Engagement von Axel konnte ich schon zeitlich nicht annähernd weiterführen. Hier hat der gesamte Vorstand tatkräftig angepackt. Dafür bedanke ich mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich.“
Ein Glücksfall für den Verein
Haun ging mit ganz eigenem Fußabdruck voran, sind sich Vorstand und Verein einig. Bereits als stellvertretender Vorsitzender seit 2016 hatte er sich an vorderster Linie warmgelaufen. Die Bilanz der vergangenen drei Jahre belegt seinen empathischen Einsatz für Bergisch Gladbach und Beit Jala, steht für die intensive Pflege bürgerschaftlicher Brücken zwischen nah und fern. Hauns persönliche Verankerung in der Kultur- und Bildungsarbeit ist ein Glücksfall für den Verein, als Netzwerker, Anstifter und Gastgeber verschaffte er der Städtepartnerschaft weithin Gehör. Sehr zur Freude der Anwesenden überbot Haun denn auch den Wermutstropfen seines Amtsverzichts mit der erklärten Bereitschaft, weiterhin im Vorstand mitzuwirken.
„Seit meiner Jugend ein großer Fan“
Die Vorstandswahlen lüfteten schließlich das mehr oder minder offene Geheimnis seiner Nachfolge: Stephan Dekker (54) wird nach einstimmigem Votum künftig den Verein führen! Schon als Büroleiter des damaligen Bürgermeisters Lutz Urbach hatte er die Städtepartnerschaft von Anfang an kompetent begleitet. „Ich bin Gründungsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins und seit meiner Jugend ein großer Fan der Menschen in Palästina und Israel, der Region und ihrer Geschichte“, begründete Dekker seine Kandidatur. „Brücken zu bauen zwischen Menschen, die ich auf beiden Seiten meine Freunde nennen darf, ist die Motivation, die mich antreibt.“
Ehrenmitgliedschaft für Norbert Sprenger
Kaum im Amt, schritt der neue Vorsitzende zur ersten Tat: Im Namen aller Anwesenden verlieh er die Ehrenmitgliedschaft an Norbert Sprenger. Schließlich hatte das Urgestein der Strundestadt dem Verein und der Städtepartnerschaft über Jahrzehnte hinweg unschätzbare Dienste erwiesen (siehe „Sprenger verlässt nach 76 Jahren Bergisch Gladbach“). Sprenger bleibt dem Verein auch in seiner neuen Heimat Alfter verbunden, stellte er klar. Mit wertvollen Anregungen zur künftigen Vereinsarbeit aus dem Kreis der Mitglieder ging die Versammlung zu Ende – der neue Vorsitzende kann sich auf breite Unterstützung freuen.